Ferien auf amerikanisch

Almost heaven, West Virginia
Blue rich mountains, Shenandoah River.
Life is old there, older than the trees,
Younger than the mountains, growing like a breeze.


Am 03. Juni ging es los zu meiner ersten Reise in den Staaten. Von Charlotte fuhren wir über die gewohnt schlechte Interstate nach Ashville. Das Rätsel der Interstate wird sich wahrscheinlich nie lösen: Wo kommen diese Millionen Reifenteile her, die ständig, und wenn ich ständig sage, meine ich das auch, auf dem Standstreifen oder auch mitten auf der Autobahn herumliegen? Wo sind die Autos und Trucks dazu? Bei dieser Anhäufung von Reifenteilen, trotz wöchentlichem Reinigen der Autobahn durch Sträflinge (Inmates working), muss die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sein, das Platzen dieses Teiles mitzuerleben- doch Fehlanzeige. Lernt man in den Staaten das Fahren mit geplatzten Reifen in den Fahrstunden? Gibt es überhaupt Fahrstunden? Warum vergessen die Amerikaner die Reifen instandzuhalten, wo diese doch unübersehbar groß sind? Ein weiteres Rätsel ist das, der verlassenen Fahrzeuge auf dem Standstreifen. Auch diese gibt es zu Hauf. Meistens haben Sie einen Aufkleber von der örtlichen Polizei auf der Windschutzscheibe und- jetzt kommt der Rätselteil- eine Plastiktüte in der Fensterscheibe auf der Fahrerseite eingeklemmt. Nein, ihr Lieben, es handelt sich dabei nicht um den Airbag! Eine der möglichen Theorien (die Wege sind hier lang, und lassen viel Raum für Hirngespinste) ist die, dass dies das Zeichen für die Abschleppunternehmen ist, dass der Wagen freigegeben wurde. Hm, für weitere Vorschläge, oder aber auch die wirkliche Lösung, bin ich jederzeit offen.

Nach ca. 3,5 Stunden Fahrt sind wir dann in Ashville im ArtHaus (ja: hAUs) angekommen. Nach den ersten Wochen Charlotte mit samt seiner spießigen, sauberen, künstlichen, strengen Fassade konnten wir richtig Aufatmen, als wir in dieser Hippiestadt angekommen sind. Nicht nur, dass die Stadt von jungen Leuten und Cafés gefüllt war, sondern auch die hohe Anzahl an Künstlern (Tanz, Musik, Malerei) durch die ansässige Uni, trug dazu bei, dass man ein bisschen in das normale (aus der Sicht "Rest of the world, but not USA") Leben zurückkehren konnte.Nach einem weiteren schlechten amerikanischen Kaffee, der aber in Ashville natürlich ein bisschen besser schmeckte (die Psyche), wurde der Tag von einem perfektem Essen beim Asiaten (ein NICHT fritierter Fisch) und einem Reggaekonzert im Wildwings gekrönt. Wer hätte das in den letzten Wochen erwartet. Nachdem wir dann am späten Abend von dem Besitzer des ArtHaus Hostel über seine gesamten Familienverhältnisse und derzeitige laufende Gerichtsverhandlungen aufgeklärt wurden (aufgrunde des zeitlichen Ausmaßes seiner Schilderungen, musste er diese kurz unterbrechen, um seine Sinne in seinem Zimmer zu... na sagen wir mal, erweitern), schliefen wir zufrieden ein.

Am nächsten Tag ging es dann mit dem weißen Toyota Corolla (ich verweise so ausdrücklich darauf, um den aufregenden Charakter dieses Wagens zu betonen) auf den Blue Ridge Parkway. Diese öffentliche Straße führt durch die Apalachen von Süden nach Norden. Unser erstes Ziel war der Grandfather Mountain, was zugleich auch die höchste Stelle der Apalachen war (1800m). Auf dem Weg dorthin erkannten wir auch die Strecke wieder. Hier ist nämlich schon der gute alte Forrest Gump gelaufen (bestimmt war das ein europäisches Double...laufen, pfff). Nun wissen wir auch, warum er auf einmal keine Lust mehr hatte: bei dieser Steigung, wäre uns das wahrscheinlich schon viel früher so gegangen! Der Grandfather Mountain selbst, bot einen wunderbaren Blick über die blauen Berge. Ein weiterer Tag, der dazu beitrug, dass man sich ein wenig mehr im Gleichgewicht befinden konnte. Erst jetzt fiel mir auf, dass es in Charlotte nur künstliche Bäume gibt. Aber selbst diese Bepflanzung (noch konnte ich nicht nachweisen, dass das Baumaterial Plastik war) ist sehr rar. Auch die Luftqualität ist natürlich dank des Wetters und der großzügig bemessenen Abgase nicht gerade die Beste. So fühlten wir uns mitten in dem Biosphärenreservat einfach gut. Selbst meine ausgeprägte Lust am Autofahren wurde doch wieder zu neuem Leben erweckt. Selbst mit dem unsportliche Toyota machte das Serpentinen fahren einen Riesenspaß. Schon hier begegneten uns die ersten Motorradfahrer (natürlich nur Harleys)! An alle Moppifahrer: das ist die schoenste Motorradstrecke, die ich je gesehen habe. Nach unseren ersten Kilometern mitten in der Natur entschieden wir uns für Blowin Rock, NC! Dort nächtigten wir im Cliff Dweller's Inn mit Blick über einen See (natürlich mit der obligatorischen Fontäne in der Mitte. Zuviel Natur wäre unerträglich!) und die Berge. Der Hunger packte uns, und so aß Elmar die besten Rippchen seines Lebens und ich (weniger beeindruckend, I know) den besten Veggie- Burger (auch mit Raucharoma). Dazu gab es den besten selbstgemachten Ice Tea und Live Musik.So froren wir satt und zufrieden mit unseren Ice Teas in dem, wie immer, ausreichend gekühlten Bar-b-que Restaurant vor uns hin.

Nachdem wir uns entschlossen hatten den Fun Park Tweetsie (Goldschürfen und Indianer gucken) zu sparen, fuhren wir nach einem weiteren amerikanischen Kaffee mit wunderbarer Sicht von unserem Balkon aus weiter. Auf der Fahrt Richtung Blue Ridge PArkway bestaunten wir "Inmates at work", lauter Häftlinge und ein dicker Officer, die den Müll (also die Reifenteile) einsammelten, natürlich nicht der Officer, der hatte ja die Hände voll (na mit was denn wohl?). Wieder auf dem Parkway angekommen konnten wir wieder die Ruhe und die gute Luft genießen. Das taten wir wirklich. Wir durchquerten "Deep Gap", überquerten den Bluff Mountain und das Fox Hunter's Paradise. Wenn die Amis Parks anlegen, dann aber richtig: alle 2 Meilen mindestens gab es einen Aussichtspunkt. Wir fielen natürlich wieder unangenehm auf, da wir einige (nein nicht alle...) dieser Overlooks ansteuerten und den Blick über die Berge schweifen ließen. Einst stand genau hier ein Pinto (das ist ein Pferd) mit einem Indianer auf seinem Rücken. Beide überblickten das Land und schauten nach den herannahenden Büffelherden (ich habe mich integriert...)! Ach, ganz falsch. Der Amerikaner zeigte uns wie es richtig ist: kurz mit dem Auto an den Overlook fahren- kurz stehenbleiben- alle Familienmitglieder einmal staunen- weiterfahren. Der Trick: NICHT AUSSTEIGEN! Warum auch, man kann ja auch so alles sehen:-)!

(Für alle die denken, ich wäre negativ, würde mich nur aufregen, mich nicht integrieren, den sei hiermit nochmals versichert, dass dies so nicht der Fall ist! Ein bisschen schwarzen Humor darf ich mir doch bewahren. Der ist hier außerdem überlebenswichtig.)


Rundum zufrieden fuhren wir die Serpentinen entlang, genossen den Ausblick und die gute Lust unterlegt von Countrymusik- so wie sich das gehört. Selbst der Polizeiwagen, ein selten gesehenes Objekt in den Apalachen), der uns schon ein Weilchen folgte, konnte uns nicht mehr aus der Ruhe bringen. Wir waren ganz unseren Cowboy- und Indianerträumen ergeben. Bis das fast schon vergessene, jedoch gefürchtete 3 stimmige Hupen zu hören war (es ist wirklich genauso wie damals bei Ghostbusters!) und der Polizeiwagen hinter uns blinkte. Gerade noch kamen wir zum Stehen auf dem letzten Stück des Overlooks. Stille in unserem Wagen und leichte Unruhe...klopfen am Fenster-artig nicht bewegt- "Guten Tag, Führerschein"-die Hand an der Waffe- Elmar, total professionell und ruhig (alter Verbrecher!): "Der ist in meiner Hosentasche!" -langsames Greifen nach dem Führerschein- der Griff der Waffe wurde fester- Rike bewegte sich keinen Milimeter, selbst die Augen waren festgenagelt- Übergabe des Führerscheins-kritischer Blick-"wem gehört das Fahrzeug?- Mietwagen, der Vertrag ist in meiner Tasche im Fußraum- mein Einsatz: in Zeitlupe erneute Übergabe- "Geht es Ihnen gut? Ich bin Ihnen gefolgt und Sie haben mindestens 10 mal die gelbe Mittellinie überfahren. Ich möchte nur feststellen, ob alles ok ist!"- "Oh, sorry. Yes!"

Puh, fertig. Überlebt. Es ging eigentlich, denn der Polizist war ja anscheinend eher ein entspannter Bursche. Das Überfahren der Mittellinie hat sich aus dem Vermeiden der 0,5m- Durchmesser Schlaglöcher ergeben, aber das wollten wir dann doch nicht erklären. Dies ist übrigens endlich mal ein nachvollziehbarer Grund einen großen Pick-up zu besitzen! Nachdem die Stimmung dann doch getrübt war und der Indianertraum zerplatzt, machten wir uns auf Richtung Nachtlager: Mount Airy Spielort von Mayberry (Andy Griffith Show, 1960). Grandios, hier war wirklich garnichts los. Es gibt ganz schoen viele Ärsche der Welt! :-) Mount Airy- ein Ort zum Wegsein. Keine Menschen, geschlossene Geschäfte (seit 1961 wahrscheinlich). Auch die Nacht im Quality Inn mit Blick auf den Parkplatz samt Breast Biopsy Truck (wer möchte schon von einem Trucker...) und ständigem Überwachen durch diverse Polizeiwagen, war nicht wirklich beruhigender. Aber nach dem guten amerikanischen Kaffee (I'm getting used to it!) ging es mal wieder voller Freude weiter, zurück auf den Parkway. (Fortsetzung folgt)
Otti (Gast) - 25. Jun, 23:32

Autoreifen

Mann Rike, ihr muesst ja einen Spass gehabt haben...;-)) Du kommst ja aus dem Schwaermen nicht mehr raus, die Tour muss ich unbedingt auch mal machen! Jetzt weiss ich endlich wo ich meinen Sommerurlaub verbringen moechte... ;-))

Und die Reifen und "Auto am Autobahnrand-" Frage habe ich mir auch schon gestellt, wenn du also ne brauchbare Info bekommst, please keep me informed.

Gruss
Otti

P.S. Ich hab auch den Absatz mit dem schwarzen Humor gelesen, also weisst du auch wie mein Kommentar zu deuten ist. ;-)
P.P.S. Freu mich auf Charlotte, wird bestimmt nen cooles Wochenende.

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